Alpen Bericht 2000

Alpentour 2000

16.06.00 , 06.45 Uhr

Nach dem Packen wurde die „satte – Liter – Schüssel“ aus der Garage geschoben – Au weia, da war doch der vordere Reifen platt. Ab zur Tanke und ordentlich Luft auffüllen. Gegen 17.30 Uhr war ich als Erster beim Treffpunkt bei der Raststätte in Langwedel. Bis gegen 17.50 Uhr trudelte dann auch der Rest ein (bis auf Jürgen und Frank, die nicht mit dem Zug fuhren). Lediglich Claudia war zur vereinbarten Zeit um 18.00 Uhr noch nicht am Treffpunkt. Sie wurde gegen 18.15 Uhr mit einer ,,Laola“ empfangen.
Und ich hatte zwischenzeitlich Luft aufgefüllt. Ab nach Hildesheim mit meiner Bitte zum Luftstopp bei der Raststätte Allertal. Dort Luft ablassen, auffüllen und mit Günthers Reifenpilot im Bugteil die Reise antreten. In Hildesheim wurden von den geschickten Fachkräften (wahrscheinlich Schienendemontierer) der Bundesbahn unsere Mopeds „verknotet“. Günther nötigte uns zum ersten Grappa – Das Schicksal nahm seinen Lauf. Dann ging’s auf zur Döner Bude wo es lecker Essen gab, daß noch bis zum nächsten Morgen noch schwer im Magen lag. Da hatten es unsere Imbißfreunde von MC-Donalds schon besser, die hatten nach einer Stunde schon wieder einen leeren Magen.
Um 21.45 Uhr sollte unser Zug rollen. Auf dem Bahnsteig zu dieser Zeit alle versammelt – erklang es aus dem Lautsprecher, das es ca. 20 Minuten Verspätung gibt. Na ja, hatte Claudia auch gehabt – was soll’s. Erst mal in so ’ner verruchten Bahnhofskneipe mal ein Pils zischen. Nix da – kein Zapfhahn zu finden. Unsere Girls Marlies und Inge machten sich auf den Weg zum Stadtbummel – oder so. Als wir auf dem Bahnsteig wieder ankamen, stand schon unser Zug da. Da hatte sich der Lautsprechersprecher wohl ein bißchen vertan : Marlies und Inge waren noch ein wenig bummeln. Als die Beiden mit Ihrer Shopping-Tour fertig waren, konnte der Zug auch starten. Im Zug nach ein paar Dosen Pils und ein wenig schlafen.

17.06.00

Ankunft in Lörrach. Mopeds abladen und ab gings. Frühstück Im Engel und treffen mit Jürgen und Frank. Nach  Rührei und Brötchen auf in die Alpen. Grenzübergang Rheinfelden und wir waren in der Schweiz. Das erste Kaffee  trinken dann in Entlebucht. Dann der Glaubühlenpaß (1100). Oben angekommen fragte ich Günther, ob ich sein  Gepäck nehmen soll, damit er nicht mehr so langsam fährt (sein Gesichtsausdruck war bei dieser Frage schon nett anzusehen). Auch unser Jürgen kam „angedampft“. Lustig kringelten die Rauchwölkchen von seiner Bremsscheibe  empor, ein echter Heizer- zumindest was die Bremse angeht.
Beim Brüningpaß (1400) sagte ich Günther dann, daß ich sein Gepäck nicht mehr nehme ( Ein Ausdruck von  Genugtuung huschte über sein Gesicht und seine Augen fingen wieder an zu leuchten – sagenhaft mit welchen   Kleinigkeiten man ihm eine Freude bereiten kann. )
Dann Sustenpaß (2200) und Oberalppaß (2200) bis zum Hotel Alpina in Breil. Dort wurden abends unsere Touren- T-Shirts mit den Namen der Mitfahrer versehen und es gab lecker Essen und ein paar Schluck Bier.

18.06.00

Sonntag morgen im tiefen Schlummer – plötzlich um 06.00 Uhr Glockengeläut – naja hört bestimmt gleich auf –  denkste – erste Verwünschungen – nützen nix – Kissen über die Ohren – nützt nix – Foltermethoden für den  „Glöckner“ ausdenken – hilft auch nichts, aber lenkt vom Glockengeläut ab. Um 07.00 Uhr das Gleiche von vorn –  von meinen Kirchensteuern wurde das bestimmt nicht bezahlt.
Nach dem Frühstück um 07.30 Uhr starteten wir kurz nach 09.00 Uhr. Jürgen kontrollierte den Ölstand an seinem  „Töff‘ und befand ihn für gut, weil noch kein ,,Peilstabrost“ vorhanden war (aha – so geht das bei Fachleuten) Wieder Sonnenschein und ein herrlicher Tag. Bei der Abfahrt von Breil lag unter uns der grün schimmernde See  des Wasserkraftwerkes. Dann durch das alte Rheintal und über den Julia
paß (2200) nach St.Moritz. Am Silvaplanasee gab es mal wieder  Kaffee, Eis und für mich ein paar Spaghetti (die unserer Claudia auch sehr mundeten). Dann über den Malojapaß  nach Italien zum Splüggenpaß, der auf unseren Millenium-T-Shirts abgebildet ist. Wir überquerten noch den  San-Bernadinopaß, schauten uns den Wasserfall der Rofflaschlucht an und die Via Mala. Ein traumhafter Tag mit  unsagbar vielen schönen Landschaft, Kurven und einer prima Stimmung in der Gruppe.
Stichwort Kurven: Die Erinnerung sagt mir, daß an diesem Tag der erste ,,Schnittenalarm“ gegeben wurde, d.h. das  einige die Hupe betätigten, wild mit einer oder zwei Händen den Mädels zuwedelten und die Konzentration beim  „Töff“-fahren gewaltig nachließ. Bei diesem speziellen Fall handelte es sich um eine blonde Radfahrerin in  dunkelblauem Badeanzug (oder auch schnöde Trikot genannt), top Figur, leicht gebräunte Haut auf der sich im Sonnenlicht die kleinen Schweißperlen spiegelten. Trotz freier Fahrbahn wurde ich langsamer, ließ mir Zeit und  genoß die Landschaft (oder Aussicht). Tja, Schnittenalarm wurde in diesen ersten Tagen noch bei Mädels gegeben,  die man im Mopedbereich mit einer – sagen wir mal – MV Augusta vergleichen könnte.
Das Abendessen mit Saltimbocca a’la Romana, Risotto und Blattspinat mundete uns nach ca. 320 KM doch sehr. Die Idee für eine Nachffahrt wurde bei Grappa geboren.

19.06.00

Da ich meine Aufzeichnungen für diesen Tag verbummelt habe, wird dieser Tag unserem Chopperfahrer Jürgen  gewidmet. Der Kampf um die Pole-Position und Gespräche über das zu frühe Aufsetzen in Schräglage ließen ihn nur  müde lächeln. Die Filterlose klebte zwischen seinen Lippen und die verspiegelte Sonnenbrille ließ keine  Rückschlüsse auf seinen Gemütszustand erkennen. Gedanken an Beschädigungen an den Mopeds beim  Bahntransport ließen den Rest erschaudern. Chopper-Jürgen schaute die „Festzurrer“ nur intensiv an und jeder  wußte, wer erschaudern mußte, sollte er auch nur den kleinsten Kratzer an seiner Virago finden.
Zurückgegebener Wein wurde von ihm kurz kommentiert und in der eisigen Stille am Tisch wußte jeder, dass jetzt jedes Wort zuviel war. Labelo-Käufer, die die gesamte Gruppe bei brütender Hitze warten ließen und sich  anschließend mit einem kurzen Hupton an die Pole-Position setzten, ließen sein Gemüt nicht erhitzen. Schnittenalarm brauchte er nicht – er wußte die Mädels winken ihm zu. Er zeigte den Frauen auch nachts keine  Sternenbilder (Großer Bär oder so). Chopper-Jürgen und seine Virago, wußten wo ihre Stärken lagen. Und diese Stärken lagen bestimmt nicht in der Mitnahme von Plüschtieren, dem Kauf von Plüschtieren oder dem Tragen von  Plüschringen (Plüschringe: Dürfen nicht mit Wasser in Berührung kommen und nach Mitternacht nicht gefüttert  werden). Auch die Nachtfahrt von einigen ,Durchgeknallten“ ließen ihn an diesem Tag nur unmerklich mit dem Kopf schütteln. Selbst auf den Pässen, wenn der Virago die Luft ausging wurde Chopper-Jürgen nicht unruhig. Erst als bei der Regenfahrt auf der Autobahn der Standstreifen aufgesucht werden mußte, weil der Luftfilter endgültig ,,abgesoffen“ war und der Tabak der durchnässten Filterlosen auf seinen Tank bröselte vernahmen einige ein leichtes Murren, das aber auch von einem vorbeifahrenden Lkw gekommen sein könnte. Hier konnte der Luftfilter  nicht mehr gereinigt werden , sondern wurde von ihm einfach eliminiert.
Mit der Autobahn hatte er sowieso schlechte Erfahrungen. Beim Gasgeben mit seiner Virago erzitterten beim Einsetzen des gewaltigen Drehmoments die Spiegel und er verlor Michael hinter sich aus den Augen. Beim  nächsten Stopp erzählte man ihm, daß Michael auf die Autobahn gefahren und sich über die endlose Zahl der Geisterfahrer gewundert hätte. Auch Claudia fuhr auf die Ausfahrt der Autobahn, hatte dann aber keine Lust  entgegengesetzt zu fahren und drehte auf der Bahn um. Jürgens einzige Sorge galt hier Michael, weil dieser ohne  Vignette auf einer Schweizer Autobahn gefahren war. Der Hinweis, daß eine ,,Linksfahrer-Vignette“ auch  wahrscheinlich teurer gewesen wäre, ließ nach dem guten Ende ein lächeln über seine Lippen huschen. Das Straußenfilet zum Abendessen mundete uns allen und ließ Chopper-Jürgen zufrieden zu Bett gehen.

20.06.00

Wieder mal Glockenläuten und Packen, da es heute nach Italien ging. Nach dem Frühstück noch schnell ein paar  Karten schreiben, weil man schließlich schon Briefmarken in der Schweiz gekauft hatte. Eine kurze  Star(t)aufstellung in sengender Morgensonne – ein kleines Erinnerungsfoto und schon gings los in Richtung  Albulapaß. Auf dem Paß (2100) bewunderten wir ein paar Radfahrer, die mit ihren kleinen Rädern den Berg  heruntergeschossen kamen. Ich war ganz froh, daß ich nicht in diese Richtung fuhr, die hätten mich womöglich  noch überholt. Auf dem Weg dorthin hatte sich unser Tourenguide einen Test für uns ausgedacht. Trotz Absprache  mit Stefan hielt er nicht an der nächsten Tankstelle, sondern ließ in Eigenverantwortung immer den jeweils Letzten  an einer Abbiegung warten. Das dieses abgesprochene System wirklich funktioniert, wurde nachher von allen erstaunt festgestellt. Das eine Gruppe Bremer Mopedfahrer über die halbe Schweiz verteilt war, stellte sich bei  näherer Betrachtung als Gerücht heraus.

Weiter ging es über den 2505 Meter hohen Berninapaß nach Livigno, wo man Zollfrei einkaufen kann, falls man dort nicht in der Mittagszeit an kommt. Naja, es sollte erstmal zollfrei getankt werden. Jürgen H. haßt diese blöden  schriftlichen Erklärungen an den Selbstbedienungstankstellen und kann das auch so – prima, jetzt weiß er auch, warum er für 10000 Lire nur 0,56 Liter Benzin bekommt. Aber ich war ja über jeden Tankstopp erfreut, weil ich gleich mal wieder Luft in die Reifen füllen konnte. Lars und ich bleiben nach einem Cappuccino noch in Livigno, weil wir dort noch etwas einkaufen wollten. Handy-Nummern wurden ausgetauscht und wir wollten nach unserem Einkauf in zügigem Tempo die Verfolgung der Gruppe aufnehmen. Der Einkauf war recht amüsant, da Lars sich sehr angeregt mit der äußerst hübschen italienischen Verkäuferin auf italienisch unterhielt. Obwohl Lars sich richtig Mühe gab,  hatte ich den Eindruck, daß er eine Speisekarte beim Italiener auswendig gelernt hatte und die Verkäuferin  überhaupt nichts verstand – vermutlich lag es aber auch an ihren Sprachkenntnissen. Dann auf zum Stilfser Joch –  und siehe da, ein Teil der Gruppe wartet dort schon auf uns. Man hat sich halt verloren. Ein verzweifelter Kampf  zwischen Detlef und seinem Handy hatte bereits stattgefunden – doch es kam kein Empfang zustande. Nachdem ich über mein Handy mit Dietmar Kontakt aufgenommen hatte, trafen wir uns in Santa Maria. Im Comic hätte ich Detlef  jetzt mit einer recht großen Wutlocke dargestellt. Nach glücklicher Zusammenkunft ging es weiter über Bozen, das  Eggental und nach Obereggen.
Dort kamen nach wir nach 350 KM bei der Familie Specker an und waren so richtig schön kaputt. Erst mal ein  bißchen frisch machen, lecker essen und nachdem Deutschland bei der WM ausgeschieden war, wurde ein wenig  bis gegen 03.00 Uhr gezecht und mit 61000 Lire in Rechnung gestellt. – ganz nach dem Motto uns geht’s gut, wir  haben keine Sorgen,uns geht’s Gut wir pfeifen auf den Morgen.

21.06.00

„The day after“ – Lieber Glockenläuten, als diesen Kopf. Nachdem ich ein wenig verschlafen hatte, wurde gegen 08.00 Uhr aufgestanden. So richtige Späße waren beim Frühstück noch nicht angesagt. Der Verbrauch an O-Saft  zum Frühstück , stieg rapide an und so`n unscheinbares kleines Aspirin kann manchmal ganz schön lecker sein. Auf Antrag von Warmduschern, Sauna-ganz-unten Sitzern und Frauenverstehern wurde an diesem Tag nur eine  verkürzte Tour gefahren. Über den Karerpaß (2050) mit kurzer Rast am Karersee. Auf dem Parkplatz am See konnten wir gerade noch dem Parkplatzwächter ausweichen und somit die Parkgebühren sparen – Man war das ein günstiger Tag. Obwohl – so richtige Freude kam beim Karersee nicht auf. Über den S. Pellegrino Paß (1963  geschätzt) ging es nach Falcade, wo wir einen kleinen Kaffee zu uns nahmen. Über den Fedaiapaß gings dann zur  Marmolada. Unterwegs ein bißchen die Schuhe lockern und Füße baden, ein paar ganz eifrige Humoristen warfen  große bis sehr große Steine daneben ins Wasser und waren vollends begeistert – und ich war naß.

So richtige Knaller habe ich an diesem Tag bisher nicht bemerkt oder aufgenommen. Dann der Sellapaß (2200) !! Unser Tourenguide drängelte sich allen Bussen vorbei und blockierte für unsere l4 Mopeds einen schönen (und den einzigen) großen Parkplatz. Der „itzige“ Busfahrer konnte ihn jedoch mit seinem 320 PS-9 Tonnen-Gefährt zur  Seite drängeln, womit auch schon ein lustiger Zwietracht vorprogrammiert war. Schließlich kam auch noch der Haase an, der (verbotenerweise) mit unserem Tourenguide in Disput ging und ich versuchte ganz unbeteiligt zu gucken, um nicht durch irgendeinen dummen Zufall, selbst was an die Ohren zu kriegen. Naja, nachher haben noch alle einen Parkplatz bekommen. Dietmar hatte sogar soviel Platz, das er sein Moped quer auf die Straße legte. Ausgelöst durch Günthers „Busstop“ mußte er halt bremsen, rutschte auf Sand und beschloß genau in diesem Moment sein Moped hinzulegen (zum Glück ohne großen Schaden). Nach 200 KM war dieser Tag beendet und ich  habe auf meinem Zettel notiert, dass ich gegen 22.00 Uhr schlafen ging.

22.06.00

Deutschland hatte sich nach meinen mündlichen Ausführungen wieder qualifiziert. Ich hatte gut geschlafen und genügend Zeit gehabt, mir eine nette Geschichte auszudenken. Da waren eben die Engländer wegen ihrer  Hooligans disqualifiziert und die Rumänen wegen zu langer Stollen im Schuh nachträglich ausgeschieden. Ein Graunen ging durch den Frühstücksraum und selbst „Chopper-Jürgen“ regte sich wegen der Ungerechtigkeiten auf und das die Deutschen doch immer irgendwie weiterkommen. Nach dem Frühstück kamen einige Zweifler auf  mich zu und wollten, dass ich die Geschichte im Angesicht meines unverkratzten Mopedtanks schwöre – Hab ich  halt abgelehnt -päh-.
Diesen Tag setzten Herms, Claudia, Lars und ich mich mal ab. Wir wollten rafften und hatten uns für die Tour dorthin eine schöne Strecke ausgesucht, die über das Penser Joch und den Jaufenpaß ging. Lars hatte alles top  organisiert und wir brauchten nur noch ein paar Taler berappen und der Spaß ging los. Die Anfahrt zum Hotel  gestaltete sich jedoch etwas schwierig, weil wir den Weg nicht recht fanden. Bei echt heißem Wetter wurde auch so  mancher Schnittenalarm gegeben. In dieser Euphorie fragte ich dann auch ein nett anzuschauendes junges  Mädel, nach dem Weg. Bei der Fragestellung fiel mir jedoch ein, dass ich selbst nicht genau den Zielort wußte –  kleine Pannen können halt passieren. Lars wurde also rangewunken und aufgefordert der jungen Maid den Tagesgruß zu entbieten und unseren Zielort preis zu gebenl Klappte prima und wir erreichten flott unseren  Anlegeplatz. Herms und Claudia sind dann noch mal in der Bruthitze los, um im nächsten Ort ein bißchen zu bummeln.
Eine nette junge Dame erklärte uns dann die Grundregein des „Rafting „, und Lars wollte sich von ihr noch einmal individuell die Rücklage in Notsituation zeigen lassen – komisch, alle Anderen hatten das sofort verstanden. Insgesamt ging das Raftingvergnügen ca. 3 Stunden, wovon wir nur ca. 1 Stunde auf dem Wasser waren. Wir haben  richtig geschwitzt und waren nach alle ziemlich kaputt und von Bremsen zerstochen. Trotzdem war es ein richtig  tolles Erlebnis. Der Rest unserer ungezügelten „Gang“ soll das Lavazejoch (1805), den Rollepaß (1970 das sind tatsächlich von Günther genannte Höhenmeter und keine Jahreszahlen), Paso Gobbera und Paso Brocon  überwunden haben. Weiter wurde mir nichts berichtet – oder Keiner wollte mit mir reden (schluchz).
Die Geheimniskrämerei fing beim Abendessen an. Es wurde getuschelt, Augenzwinckern und Zeichensprache  folgte. Unser Tourenguide befürchtete schon irgendwelche Meutereiversuche und im Zimmer 5 im Nebenhaus  bereitete sich etwas Rothaariges auf die Abendmesse vor. So wurde die Motorradgemeinde zur Messe geladen  und der Messdiener Günther Pott nahm beim „Papi Pott“ ebenfalls die Hände zum Gebet:

Günther unser

Papi Pott, der Du bist unser Tourenguide,

gesegnet sei Deine Triumph.

Dein Tankstopp komme,

Dein Wille geschehe,

wie in Breil so auch in Obereggen.

Unsere täglichen Pässe gibt uns heute,

und vergibt uns unsere Überholversuche,

wie auch wir vergeben Dir Deine Zinsvorteile.

Und verführ uns nicht die Anna,

sondern erlöse uns vom Grappa,

denn Dein ist die Schräglage

und der Grip

und der erste Platz

Prost

Anschließend gab es noch für die prima Tourenorganistion tosenden Applaus, viele Lobeshymnen, viel Dank und  ein kleines Präsent in Form eines Zippofeuerzeugs und eines Reservekanisters mit Grappa. Für soviel  Ehrerbietung musste Günther natürlich einen Ausgeben, was natürlich auch in unserer Unkostenberechnung  berücksichtigt war. Ich habe für diesen Tag noch notiert, dass bis gegen 01.45 Uhr überwiegend Alkohol verzehrt wurde.

23.06.00

Die für 09.00 Uhr vorgesehene Abfahrt, fand um 09.15 statt. Immer noch super Wetter. Über das Lavazejoch ging es  zum Cembatal nach Riva am Gardasee. Beim Kaffeestop vermißte ich meinen Lockenstab, um vielleicht doch noch  bei der vollbusigen, offenherzigen Eindruck zu hinterlassen- bella Italia- Beim Gardasee den herrlichen Seeblick  genießen und direkt am Wasser einen Cappucino genießen. Dort waren die Spatzen so frech, dass sie auf den Tisch  kamen oder Michael sogar aus der Hand fraßen, als er etwas Brot hinhielt. Ich bin auch gut zu Vögeln (ich bin  nicht so gut in Groß- und Kleinschreibung), aber zu mir kamen die Tiere nicht. Der Einkaufsbummel für unsere  Souvenirjäger war auch recht nett, weil die Geschäfte über Mittag geschlossen hatten. Nächstes Jahr möchte ich  dort noch einmal hin – eine Person (Namen werden nicht genannt) mit dem sportlichsten Moped sagte mir, dass er  dort einen frauenbadestrand entdeckt hat – nur Schnitten, voll pur ey. Apropo Schnittenalarm – ich hatte den  Eindruck, dass jetzt nicht mehr nur die im mopedjargon MV Augusta gegrüßt wurden, sondem auch schon so  Allerweltsgeräte wie z.B. Suzuki GS 500 E.
….und wir wieder auf dem Weg in unser Försterhausquariter in Obereggern. Auf dem Rückweg wurde unseren  hartgesottenen Bikern gezeigt, dass Leistung allein nicht Alles ist, sondern auch Tapferkeit und Ausdauer zum  Erfolg beitragen – so der Fiat 500 Fahrer beim Überholen unserer gesamten Kolonne. Meine sportlichen Ambitionen  wurden beim Fahren durch ein mehrfach wegrutschendes Hinterrad gebremst, was wohl am zu  niedriegen Reifendruck lag (Hauptsache man hat Ausreden). Abends wurden dort schon mal die Klamotten gepackt.  Super Wetter, tolle Motorradtouren, herrliche Aussichten und eine klasse Stimmung in der Gruppe, ließen ein wenig Wehmut aufkommen, aber auch die Freunde auf Zuhause war schon da.

24.06.00

Die große Verabschiedung – wirklich rührend (nee, ganz in echt). Wieder mal schön zum Foto aufstellen und unsere  Wirtleute dankend verabschieden . Auch von Stefan und Jürgen mußten wir uns verabschieden, die ~YiBFteFnicht mit dem Zug) zurück wollten. Auf der Autostrada wurde ein kleines Stück zurückgelegt und auch Getankt. Beim  Tanken plötzlich ein häßlich kratzendes GerÀusch – Claudia wollte in Italien noch einen bleibenden Eindruck hinterlassen und schubste beim Abbocken Herms Moped um, das gegen einen anderen Pkw fiel. Aber wäre es  Urlaub gewesen, wenn sich auch nur irgendjemand aufgeregt hätte? Nichts da, schön Personalien ausgetauscht  (oder wollte Claudia nur die Adresse von dem netten Pkw Fahrer haben?) und gut. Dann einem Paß mit  Mautgebühren in Österreich Alles sitzt grinsend auf den Bikes und fährt an der endlosen Autoschlange vorbei –  man was waren wir wieder frei. Oben am Grenzübergang – ach du Kacke- (t’schuldigung) nur noch Mopeds. Eine  Durchfahrt für Mopeds, eine für Autos – hätten wir uns auch fast unten anstellen kännen. Noch eine kurze  Geschwindigkeitsmessung in Sölden, die wir mit Bravour meisterten und dann waren wir auch schon wieder in  good old Germany.
Es regnete und wir suchten uns ein Lokal, indem wir lecker essen konnten. Nach prima Essen wieder in die  Regenklamotten und ab in Richtung München. Strömender Regen auf der bundesdeutschen Autobahn. Plötzlich  prescht Claudia an uns allen vorbei – ich denke so bei mir “ da muß der Gaszug bei Vollgas klemmen“ – und hält uns  später an. Es stellte sich heraus, dass der Regen so stark war, dass bei Chopperjürgen die Filterlose nicht mehr  zwischen den Lippen klebte und der Luftfilter jetzt endgültig abgesoffen war. Nachdem wir uns wieder getroffen  hatten, ging es in Richtung München Hauptbahnhof. Bei strömendem Regen die Mopeds verladen und ab in so`ne  richtig verruchte Bahnhofskneipe. Nichts da verrucht – stink nomrale Kneipe, in der man das Bier sogar aus  Gläsern trinken konnte. Naja man kann eben nicht nur Glück in der Lokalwahl haben .

25. Juni

Im Zug nach dem Schlafen erst mal die Knitter aus dem Gesicht machen, das im Preis inbegriffene Frühstücksbuffet verzehren und wieder die Mopeds abladen. Die Leute in München waren im Verzurren wesentlich professioneller,  als unsere Hildesheimer Bahnbediensteten – liegt ja vielleicht auch am Wetter. Irgendwie haben wir uns noch  einmal kurz verloren, aber beim richtig zünftigen Frühstück im Autohof kurz vor dem Walsroder Dreieck  wiedergetroffen.
Insgesamt war es eine sehr schöne Tour, die mir auch bis zum Abschluß des Berichts (25.11.2000), durch häufige Erinnerungsanrufe von Günther immer wieder in Erinnerung gerufen wurde. Das Entschuldigungsschreiben für die  lange Wartezeit würde mindestens noch mal so lang sein, wie dieser lange Bericht zum Kurzurlaub und damit  möchte ich euch nun wirklich verschonen. Zu den „Rechschreib- und Gramatikfehem: Spötter möchte ich darauf  hinweisen, dass ich den ersten Dan im Ju-Jutsu besitze und wenn sie größer sind als ich, sowieso alles durch die  neue Rechtschreibung abgesegnet ist.
Bis bald, noch viele unfallfreie Kilometer und seid immer freundlich zu BMW-Fahrern und laßt die mit den violetten R100 immer vor.

– Euer Schilli –